Gedanken zum dritten Fastensonntag
Moses führte einen Ruhetag ein. (Exodus 20/1-17)
Vor vielen Jahren las ich ein Buch namens Intimate enemy (= „Vertrauter Feind“). Die Kernaussage dieses Buches ist folgende: Der Feind hat einen vielleicht physisch verlassen, aber die Eigenschaften, die von diesem angenommen wurden, befehlen einem von innen heraus. Man wurde von den Briten verlassen, doch wird man weiterhin in vielerlei Hinsicht „Britisch“ sein. Sprache, Gewand, Verhalten, Art der Bildung, Auto fahren auf der linken Straßenseite, Misshandlung durch die Polizei, Gesetze und so weiter! Viele leben auch heute noch im britischen Indien.
Menschen waren mit Moses als Sklaven in Ägypten. Sie sind zu einem Land der Befreiung überquert. Aber das sklavische Verhalten ist noch nicht verschwunden! Sie schuften immer noch weiter. Wahrscheinlich sind neue Herrschertypen von innen heraus aufgetreten. Manche von diesen waren vielleicht schlimmer als die Briten. Entschuldige, die Ägypter!Die schwierige Aufgabe, sie vom Pharao zu entlasten ist vorbei, doch nun ist die schwierigste Aufgabe für Moses und andere Anführer Zivilisation, Kultur und ein besseres Leben einzuführen.
Hausarbeiter, Köche, tägliche Lohnarbeiter, Gärtner, Botenjungen und –mädchen, Bauern, Bauarbeiter, Frauen mit untergeordneten Arbeiten sind alle unorganisierte Arbeiten und die Menschen haben keine Stimme! Sie werden im Bezug auf die Arbeitsstunden und die Vergütung ihrer Arbeit weiterhin ausgebeutet. Wenn sie manchmal um die ihnen zustehende Rast oder ein höheres Gehalt bitten, werden sie für arrogant gehalten. Wir benennen sie oft im Singular. Diejenigen, die gut organisiert mit der Gewerkschaft oder für den Staat arbeiten oder politischen Parteien zugehörig sind, beanspruchen andererseits den Großteil des hart erarbeiteten gesamtnationalen Einkommens für sich. Stellt euch vor, wie der Großteil der Staatsangestellten arbeitet und welches unproportionale Einkommen sie erhalten. Wenn dies ihr Recht ist, was ist dann mit ihrer Arbeitspflicht? Wenn sie so einfach ihre Rechte einfordern können, was ist dann mit dem Großteil der Menschen, dem unorganisierten Sektor, der eine riesige Zahl der Population ausmacht? Und die noch wichtigere Frage: Wenn sich die Staatsangestellten, die 1% der gesamten Bevölkerung ausmachen, am Hauptteil des Einkommens erfreuen können, was ist dann mit der Staatskasse für soziale Sektoren, wie Bildung, Gesundheit, Straßenbau und so weiter?
Wir befinden uns im Jahre 2021! Die Kluft zwischen diesen zwei Sektoren der Arbeiterklasse zeigt, dass wir in vielerlei Hinsicht noch vor der Zeit von Moses feststecken.
Vor einigen Tagen las ich die Nachricht, dass ein Geschäftsmann von Theni in Tamilnadu, der Lord Vengadesha im Thirupathi Tempel verehrt, dreieinhalb Kilogramm Gold als Opfergabe bot. Auf diesen Akt hin gab es viele Reaktionen aus verschiedenen Gegenden – er hätte das Geld den Armen, den Waisenhausen etc. geben sollen.
Versteht gütigst die menschliche Natur! Wenn man etwas liebt, jemanden oder Götter oder Göttinnen, hat man keine Begründung um dies zu rechtfertigen. Die meisten von uns sind so. Ich habe Menschen gesehen, die Haustiere verwöhnen. Ich kenne mich damit nicht aus. Doch wenn ich beginne, über Menschen aus meiner sozialen Perspektive heraus zu urteilen, werde ich diese Menschen schlicht verurteilen. Und sie können mich verurteilen und sagen, ich habe kein Erbarmen für das Leben auf der Erde. Es ist also besser, andere nicht aus meiner eigenen Perspektive heraus zu lesen und über sie zu urteilen.
Kirchen, Tempel und Moscheen in diesem Land besitzen viel Eigentum, das ihnen von solchen „Liebenden“, früher Verehrer genannt, dargeboten wurde. Sie verehren Gott oder ihre Gottheit und bieten ihre Gaben. Die Administratoren dieser gesegneten Orte müssen konstruktiv gemeinsam denken, und zwar im Sinne der Armen, im Sinne der Unterstützung des gewöhnlichen Menschen, der Bedürftigen und Gott! Gott zieht diesen Reichtum an sich, aber nicht für sich selbst, sondern für sein Volk. Doch die Mittelsleute richten im Namen Gottes Schaden an.
Jesus war im Tempel sehr aufgebracht. Der Tempel in Jerusalem klang wie ein Marktplatz! (Johannes 2: 13-25). Geld, Geld und Geld!
Spielt man mit den Emotionen der Menschen, kann man viel Geld verdienen. Viele Heiligtümer schauen in den Städten wie Einkaufszentren aus. Verlockend und handelnd! Verrückt klingend!
Ein Arzt würde den Eltern erzählen: „Euer Mädchen muss durch einen Kaiserschnitt geboren werden und ihr müsst dafür sofort 25,000 zahlen!“ Die Eltern werden alles zahlen, um dies zu tun. Sie lieben ihr Mädchen und wollen kein Risiko eingehen. Viele Krankenhäuser sind zu Märkten geworden!
Ein Anwalt würde sagen: „Zahle, oder du musst vielleicht ins Gefängnis gehen“; man wird das eigene Eigentum verkaufen und zahlen. Gerichtssäle sind zu Märkten geworden!
Man zahlt bei der Polizei, man zahlt dem Anwalt, man zahlt in Staatsbüros, man zahlt den Mittelsleuten, Priestern, Göttern und Gottheiten! Zuneigung und Furcht sind gute Gelegenheiten für die, die sie ausbeuten und davon verdienen wollen.
Wunderbare Berufe sind zu Möglichkeiten der Ausbeutung, des Geld Verdienens, und des Auferlegens von Grausamkeit geworden.
Jesus sagte einmal: „Du kannst nicht gleichzeitig Gott und Geld dienen“ (Mt. 6/24)
Wenn wir Schulen, Krankenhäuser, Diensteinrichtungen, Kirchen, Orte der Verehrung, Heiligtümer und Altenheime betreiben; was ist die primäre Absicht? Geld oder Dienst?
Das heutige Bibielwort endet mit den Worten: „Er kennt das Herz eines jeden Menschen!“
Kenne ich mein Herz? Wo liegt es? Im Bereich der Wohltätigkeit, Liebe und des Mitgefühls oder im Bereich des Handels, des an sich Reißens und der Ausbeutung?
Die Ausbeutung versuchen zu stoppen, wird diese nicht stoppen. Beginnt Gutes zu tun, zu teilen, liebend zu sein, reicht den Bedürftigen eure Hand, lächelt eure Feinde an und umarmt die Gleichgültigen.