Samstag, 20. März 2021

Markt-Spiritualität!

Gedanken zum dritten Fastensonntag

Moses führte einen Ruhetag ein. (Exodus 20/1-17)

Vor vielen Jahren las ich ein Buch namens Intimate enemy (= „Vertrauter Feind“). Die Kernaussage dieses Buches ist folgende: Der Feind hat einen vielleicht physisch verlassen, aber die Eigenschaften, die von diesem angenommen wurden, befehlen einem von innen heraus. Man wurde von den Briten verlassen, doch wird man weiterhin in vielerlei Hinsicht „Britisch“ sein. Sprache, Gewand, Verhalten, Art der Bildung, Auto fahren auf der linken Straßenseite, Misshandlung durch die Polizei, Gesetze und so weiter! Viele leben auch heute noch im britischen Indien.

Menschen waren mit Moses als Sklaven in Ägypten. Sie sind zu einem Land der Befreiung überquert. Aber das sklavische Verhalten ist noch nicht verschwunden! Sie schuften immer noch weiter. Wahrscheinlich sind neue Herrschertypen von innen heraus aufgetreten. Manche von diesen waren vielleicht schlimmer als die Briten. Entschuldige, die Ägypter!

Die schwierige Aufgabe, sie vom Pharao zu entlasten ist vorbei, doch nun ist die schwierigste Aufgabe für Moses und andere Anführer Zivilisation, Kultur und ein besseres Leben einzuführen.

Hausarbeiter, Köche, tägliche Lohnarbeiter, Gärtner, Botenjungen und –mädchen, Bauern, Bauarbeiter, Frauen mit untergeordneten Arbeiten sind alle unorganisierte Arbeiten und die Menschen haben keine Stimme! Sie werden im Bezug auf die Arbeitsstunden und die Vergütung ihrer Arbeit weiterhin ausgebeutet. Wenn sie manchmal um die ihnen zustehende Rast oder ein höheres Gehalt bitten, werden sie für arrogant gehalten. Wir benennen sie oft im Singular. Diejenigen, die gut organisiert mit der Gewerkschaft oder für den Staat arbeiten oder politischen Parteien  zugehörig sind, beanspruchen andererseits den Großteil des hart erarbeiteten gesamtnationalen Einkommens für sich. Stellt euch vor, wie der Großteil der Staatsangestellten arbeitet und welches unproportionale Einkommen sie erhalten. Wenn dies ihr Recht ist, was ist dann mit ihrer Arbeitspflicht? Wenn sie so einfach ihre Rechte einfordern können, was ist dann mit dem Großteil der Menschen, dem unorganisierten Sektor, der eine riesige Zahl der Population ausmacht? Und die noch wichtigere Frage: Wenn sich die Staatsangestellten, die 1% der gesamten Bevölkerung ausmachen, am Hauptteil des Einkommens erfreuen können, was ist dann mit der Staatskasse für soziale Sektoren, wie Bildung, Gesundheit, Straßenbau und so weiter?

Wir befinden uns im Jahre 2021!  Die Kluft zwischen diesen zwei Sektoren der Arbeiterklasse zeigt, dass wir in vielerlei Hinsicht noch vor der Zeit von Moses feststecken.

Vor einigen Tagen las ich die Nachricht, dass ein Geschäftsmann von Theni in Tamilnadu, der Lord Vengadesha im Thirupathi Tempel verehrt, dreieinhalb Kilogramm Gold als Opfergabe bot. Auf diesen Akt hin gab es viele Reaktionen aus verschiedenen Gegenden – er hätte das Geld den Armen, den Waisenhausen etc. geben sollen.

Versteht gütigst die menschliche Natur! Wenn man etwas liebt, jemanden oder Götter oder Göttinnen, hat man keine Begründung um dies zu rechtfertigen. Die meisten von uns sind so. Ich habe Menschen gesehen, die Haustiere verwöhnen. Ich kenne mich damit nicht aus. Doch wenn ich beginne, über Menschen aus meiner sozialen Perspektive heraus zu urteilen, werde ich diese Menschen schlicht verurteilen. Und sie können mich verurteilen und sagen, ich habe kein Erbarmen für das Leben auf der Erde. Es ist also besser, andere nicht aus meiner eigenen Perspektive heraus zu lesen und über sie zu urteilen.

Kirchen, Tempel und Moscheen in diesem Land besitzen viel Eigentum, das ihnen von solchen „Liebenden“, früher Verehrer genannt, dargeboten wurde. Sie verehren Gott oder ihre Gottheit und bieten ihre Gaben. Die Administratoren dieser gesegneten Orte müssen konstruktiv gemeinsam denken, und zwar im Sinne der Armen, im Sinne der Unterstützung des gewöhnlichen Menschen, der Bedürftigen und Gott! Gott zieht diesen Reichtum an sich, aber nicht für sich selbst, sondern für sein Volk. Doch die Mittelsleute richten im Namen Gottes Schaden an.

Jesus war im Tempel sehr aufgebracht. Der Tempel in Jerusalem klang wie ein Marktplatz! (Johannes 2: 13-25). Geld, Geld und Geld!

Spielt man mit den Emotionen der Menschen, kann man viel Geld verdienen. Viele Heiligtümer schauen in den Städten wie Einkaufszentren aus. Verlockend und handelnd! Verrückt klingend!

Ein Arzt würde den Eltern erzählen: „Euer Mädchen muss durch einen Kaiserschnitt geboren werden und ihr müsst dafür sofort 25,000 zahlen!“ Die Eltern werden alles zahlen, um dies zu tun. Sie lieben ihr Mädchen und wollen kein Risiko eingehen. Viele Krankenhäuser sind zu Märkten geworden!

Ein Anwalt würde sagen: „Zahle, oder du musst vielleicht ins Gefängnis gehen“; man wird das eigene Eigentum verkaufen und zahlen. Gerichtssäle sind zu Märkten geworden!

Man zahlt bei der Polizei, man zahlt dem Anwalt, man zahlt in Staatsbüros, man zahlt den Mittelsleuten, Priestern, Göttern und Gottheiten! Zuneigung und Furcht sind gute Gelegenheiten für die, die sie ausbeuten und davon verdienen wollen.

Wunderbare Berufe sind zu Möglichkeiten der Ausbeutung, des Geld Verdienens, und des Auferlegens von Grausamkeit geworden.

Jesus sagte einmal: „Du kannst nicht gleichzeitig Gott und Geld dienen“ (Mt. 6/24)

Wenn wir Schulen, Krankenhäuser, Diensteinrichtungen, Kirchen, Orte der Verehrung, Heiligtümer und Altenheime betreiben; was ist die primäre Absicht? Geld oder Dienst?

Das heutige Bibielwort endet mit den Worten: „Er kennt das Herz eines jeden Menschen!“

Kenne ich mein Herz? Wo liegt es? Im Bereich der Wohltätigkeit, Liebe und des Mitgefühls oder im Bereich des Handels, des an sich Reißens und der Ausbeutung?

Die Ausbeutung versuchen zu stoppen, wird diese nicht stoppen. Beginnt Gutes zu tun, zu teilen, liebend zu sein, reicht den Bedürftigen eure Hand, lächelt eure Feinde an und umarmt die Gleichgültigen. 

Lasst ihn/sie gehört werden!

Gedanken zum 2. Fastensonntag 

Abraham war gerade dabei seinen Sohn Isaac am Altar zu töten. Aber er hörte eine Stimme aus dem Himmel, nahm ein Lamm und tötete dieses stattdessen. Eine lange Geschichte der Veränderung der Kultur der Menschen wird mit diesen wenigen Zeilen erzählt. Vom Kult der menschlichen Opfergabe entwickelte sich die Menschlichkeit langsam weiter und ersetzte die menschliche Opfergabe mit der tierischen, die aber ebenfalls grausam ist! Lesen Sie Hosea 6/6; ich wünsche mir Mitgefühl und Gnade (unerschütterliche Liebe), keine Brandopfer. Sie sind eine Abscheulichkeit für mich, sie stinken! Jesus zitierte diese Stellen (Mt 12/7), als er über den Sabbat konfrontiert wurde (Überschriften und Rituale versus Heilung der Kranken).

Viele Menschen im Westen wenden sich dem Veganismus zu (reine Vegetarier, viele trinken auch keine Milch, da es eine Art Ausbeutung der Tiere darstellt). Überraschenderweise ist die höchste Prozentzahl an veganen Menschen in Israel zu finden.

Vallalaar, ein großer Weiser unserer Zeit, sang „vaadiya pairai kandapothellaam vaadinen“ (Ich verwelkte, als ich sah, wie die Pflanzen verwelkten). Thiruvalluvar war gegen jegliches Töten. Wir haben kein Recht dazu!

In einer vereinfachten Sprache kann man sagen: Seid mitfühlend!

Aber im selben Moment, in dem die Handlung des Mitgefühls bedingend wird, wird man nicht mehr mitfühlend sein. Die korruptesten Politiker*innen, die ihre Gesellschaft ausgebeutet haben, sind sehr gütig zu ihren Nahestehenden. Daher darf Mitgefühl nicht diktiert, verlangt oder bestimmt von jemand anderem sein, sondern es muss aus einem selbst fließen!

Bedingend ist, wenn man sehr freundlich zum eigenen Hund ist, aber Steine auf die Straßenhunde wirft. Bedingend ist, wenn man sehr liebenswürdig zu den Menschen der eigenen Kaste ist, aber alle anderen als potentielle Feinde behandelt. Liebt man die eigene linguistische Gruppe und Ethnizität, aber behandelt alle anderen als Bürger 2. oder 3. Klasse, so ist das keine Liebe. Wenn die Liebe bedingend, begrenzt, parteiisch ist, so hat man einen weiten Weg zu gehen!

Gott ist mitfühlend. Er lässt Regen auf die Guten und die Bösen schauern. Er strahlt Licht auf die Ehrenwerten und auch auf die Übelgesinnten. (Mt 5/43-48). Er hat es in der Hand, es regnen und die Sonne scheinen zu lassen! Will man die eigenen Augen schließen und in der Dunkelheit bleiben, so ist das die eigene Entscheidung, die Sonne wird aber immer weiter scheinen.

Macht euch keine Sorgen über die Reaktion des Anderen! „Wird er mein Friedensangebot annehmen? Wird er sich ändern? Wird sie mich annehmen?“. Erwartet man Veränderung im Anderen, wird man das Leben nie genießen können. Lass mich gut sein, mitfühlend sein, großzügig sein, lass mich lieben. Dies ist alles, was man machen kann und soll! Den Anderen zu ändern, ist nicht die Aufgabe.

„Du bist mein geliebter Sohn!“ So wurde Jesus vermutlich von einer inneren, klaren Stimme begeistert.

Die Schöpfung, das Universum, die Erde sind von Anfang an mit dieser Stimme erfüllt. „Du bist mein Geliebtes.“ Stellt euch darauf ein, dies zu hören. Hört es genau. Denn die Welt ist auch mit vielen anderen Stimmen und Geräuschen erfüllt.

„Du bist mein Geliebtes“ ist nicht ein weiteres Geräusch, dass ihr mit euren zwei Ohren hören werdet. Man kann es auch hören, wenn man sprachlos ist. Es ist eine innere Stimme, die so lebendig, offensichtlich und begeisternd ist. Ihr könnt fühlen, spüren, schlussfolgern; aus so vielen Vorfällen und Eingriffen in eurem Leben, dass ihr Geliebte seid!

Diese Stimme gehört dem Bedingungslosen, ohne Erwartung oder Forderung in jeglicher Hinsicht. Jesus hörte sie.

Aber, jeder ist frei die eigene Phantasie zu unterhalten und sich vorzustellen, dass die Stimme von jenseits der Wolken kam und sie auf Hebräisch, Griechisch, Malayalam, Aramäisch, Deutsch etc. gesprochen hat. Bibelgelehrte können sogar durch eine lange theologischen Untersuchung auf die exakten Dezibel dieser Stimme zurückkehren.  Ich kümmere mich nicht um so etwas. Ähnlich ist es bei der Stimme, die aus dem Himmel zu Abraham sprach.

Für mich ist diese Stimme kein Geräusch, sondern eine Handlung. Handlungen der Liebe und des Mitgefühls.

Ruft euer Leben wieder ab. Ist man mit einer großen Schwierigkeit konfrontiert, unten auf der Erde auf dem Tiefpunkt, passiert plötzlich etwas oder jemand kommt zufälligerweise zur Rettung. Und oft schreibt man dies dem liebenden und sorgenden Eingreifen Gottes zu.   

Ähnlich ist es, wenn ihr jemandem geholfen habt. Dann werden sie euch innig danken, aber ihr Leben lang werden sie sagen „Gott hat ihn/sie gesandt“. „Gott hat mir geholfen“.

Also, merkt euch, ihr trägt Gott in euch. Ihr seid seine Stimme. Ihr seid sein Ausdruck.

Daher ist es nicht nur wichtig die Stimme zu hören (Empfänger), sondern man ist auch selbst die Stimme! (Sender und Geber)

Lasst ihn/sie gehört werden!

Vom Stolz zur Gnade!

 Gedanken zum 1. Fastensonntag

Manche meiner Freunde trinken während der Fastenzeit keinen Alkohol. Sie nehmen es nach Ostern aber mit Elan wieder auf. Und sie fühlen sich gut darüber, dass sie sich 40 Tage lang dem Alkohol enthalten haben. Manche essen kein Fleisch. Manche büßen die sexuelle Intimität ein. Manche beten regelmäßig. Manche fasten.

Wenn 40 Tage der Abstinenz oder Reflexion auf das Leben eine Hilfe für das restliche Jahr oder Leben darstellen, dann ist es doch viel nennenswerter!

Das ultimative Ziel dieser Praktiken ist nicht Selbstreinigung. Selbstreinigung ist eher ein Weg, den wir nehmen, um uns umzuorientieren.

Fleischabstinenz – hat es euch mitfühlender mit dem Leben um euch herum gemacht? Abstinenz von sexueller Intimität – hat es euch gegenüber eurem Ehepartner oder euren Kindern liebender und sorgsamer gemacht? Habt ihr jemanden gefüttert, der hungrig ist und verhungert? Seid ihr durch eure Gebete mitfühlender geworden?

Spart man beispielsweise Geld durch die Alkoholabstinenz und gibt es später aber wieder für sich selbst aus, so bin ich der Meinung, die Person sollte eher trinken als dieses Schauspiel zu begehen.

Gebt das Geld für eure bedürftigen Kinder oder eure Frau aus oder für andere bedürftige Menschen! Das macht Sinn. Und fühlt ihr euch gut, macht bitte weiter mit euren fröhlichen Praktiken. Vom Jubeln zur Fröhlichkeit.

Aber dies hier ist anders.

Jesus ging für 40 Tage in die Wildnis. Und er kam in Versuchung. Er widerstand der Versuchung und kehrte nach Galilaä zurück, um die frohe Botschaft zu verbreiten (Mk 1/12-15). Zu Beginn seines Wirkens war Jesus wahrscheinlich mit vielen Mühen, Herausforderungen, Widerständen, Enttäuschungen und dem Gefühl, deprimiert zu sein, konfrontiert. „Ist es wert, weiterzumachen?“ war möglicherweise seine größte Herausforderung.

Wenn ihr Zeit habt, könnte ihr das Buch River of Blood auf Englisch oder Kuruthipunal auf Tamil von Mr. Indira Paarthasarathy lesen. Es zeigt das Leben von Personen auf, die für die Befreiung von Menschen arbeiten. Unter all den Schmerzen, ist die Abweisung der Menschen, für die sie arbeiten, sicher der schlimmste Schmerz!

Diejenigen, die ernsthaft und gewissenhaft für die Befreiung von Menschen arbeiten, müssen dies kennen!

Wenn man dieser Arbeit nur mit Enthusiasmus nachgeht, wird man bald merken, dass man oft auf dem falschen Fuß erwischt wird. Zu diesem Zeitpunkt treffen die Erwartungen die raue Realität. Aus diesem Grund werden viele weglaufen. Manche werden aber einen Schritt zurückmachen und einen neuen Anlauf wagen – Jesus tat genau dies. Aktion – Reflexion – Aktion.

Buße ist ganz anders. Jede Religion schlägt vor, bestimmte Formen der Buße auszuüben. Die meisten davon sind zum Zweck der Selbstreinigung. Körperliche Schmerzen erleiden, um den Geist zu reinigen. Diese Art des Verstehens hat mit Körper vs. Geist zu tun. Die christliche Buße entspricht nicht dieser Selbstsorge, sondern kommunitärer Pflege. Oft denken wir, dass Selbstreinigung zu sozialer Reinigung führen wird. Je mehr Individuen sich um Reinigung bemühen, desto mehr Menschen werden gerettet. Doch die christliche Art zu denken ist anders – beteiligt euch an der sozialen Umgestaltung und ihr werdet merken, dass ihr selbst allmählich gereinigt werdet.

Zum Beispiel: Statt selbst durch das Fasten zu hungern und darauf stolz zu sein und darüber zu prahlen, sollte man hinausgehen und den Hungrigen Essen geben. Von Ahangaram zu Anugrham! Eine Entwicklung vom eigenen Ego zum Träger göttlicher Gnade zu Anderen.

Daher – pflegt den Körper und den Geist! Verwöhnt sie nicht und lasst sie nicht hungern! Lasst nicht einen über den anderen dominieren! Lasst beide ungezwungen miteinander sein.

Bessert euch! Statt viel Zeit für die eigenen persönlichen Bedürfnisse, wie spirituelle und religiöse Aktivitäten, aufzubringen, verbringt Zeit mit den Einsamen, den Abgelehnten, den Menschen in Slums und Dörfern oder in Altenheimen, mit den Kranken, den Alten und den Waisen! Vielleicht könnt ihr am Weg zu ihnen oder mit ihnen ein tröstendes Gebet sprechen – selbst wenn es ein kurzes ist.

Probiert dies während der Fastenzeit. Und wenn ihr es genießt, verlängert diese Zeit.

Die Fastenzeit ist eine fröhliche Zeit. Verpasst sie nicht und vermischt sie nicht mit Trauer!

Versucht, Wunder zu wirken! (Mk 1: 29-39)

Übersetzung des Blogs vom 04. 02. 2021 (5. Sonntag im Jahreskreis) 

Versucht innerhalb eurer Reichweite kleine Wunder zu wirken! Bald werdet ihr merken, dass ihr euch in den Augen der Anderen an außergewöhnliche Taten gewöhnt.

Jesus‘ Macht, Wunder zu wirken, um Kranke zu heilen oder Dämonen zu vertreiben, sind, glaubt mir, nicht außerordentliche Kräfte, die ihm und nur ihm gegeben wurden!

Diese Macht ist allen gegeben! Aber er erblühte darin. Ihr und ich, wir mögen lange Zeit am Zustand der Knospe bleiben. Versucht euch zu öffnen. Nicht künstlich oder erzwungen. Lasst es Schritt für Schritt und natürlich geschehen.

Öffnet die Fenster des eigenen „Zimmers“. Lasst frische Luft und Licht hinein. Vielleicht merkt ihr, wie verstopft/überfüllt es ist. Es ist wie ein Museum, Dinge hortend und man lädt immer mehr darin ab. Dinge, Emotionen, Geld, Groll, veraltete Berichte von Schmerzen Vorurteilen usw. Man hat ein großes und wunderschönes Zimmer in ein dunkles Zimmer verwandelt um alte und nutzlose Dinge zu sammeln. Werft sie weg! Gebt sie weg! Wenn man versucht dies zu tun, wird der eigene Geist einen mit Gedanken an Anhänglichkeit und Gründen, daran festzuhalten, täuschen. Erlaubt dann eurem Herzen den Konflikt zu bewältigen und nicht dem Kopf.

Wunder entsprechen nicht Magie! Magie braucht Tricks und Training! Wunder beinhalten die Pflege des Herzens und die Artikulation durch Tätigkeiten!

Es gibt eine natürliche Tendenz egoistisch zu sein. Daher, beginnt zu geben! Habseligkeiten, Zeit, Bildung, Talent, Vergebung, das Bedürfnis sich zu entschuldigen oder was immer ihr denkt, dass ihr müsst!

Gebt den Bedürftigen! Nicht nur Freunden und Verwandten und den „nützlichen“ Personen. Sondern den Armen, den Kranken, den Einsamen, den Eingesperrten, den Bauern, denen, die um Friede und Gerechtigkeit kämpfen, Opfern eurer Tätigkeiten! Aber, seid euch bewusst, dass sie vielleicht nicht zu euch zurückkommen. Gute Taten drehen sich nicht um denjenigen, der gibt, sondern sie fließen. Sie kehren nicht in die andere Richtung zurück. Dies lernte auch Jesus, als er beiläufig fragte: „Wo sind die anderen neun?“

Werdet euch bewusst, dass das, was ihr gebt, euch gegeben wurde. Beseitigt die Sperren und erhöht den Strom. Steht nicht still. Stillstand stinkt. Nehmt euch Zeit zur Reflexion, zur Meditation, zur Ruhe oder zum Gebet, um die Möglichkeit zu reduzieren, zurück in den Egoismus zu verfallen, der einen wieder zurück zum Ausgangspunkt werfen wird.

Jesus war ein Wunder. Ihr seid ebenfalls ein Wunder. Putzt und staubt, um Wunder sichtbar zu machen. Sonst sehen wir nur den Schmutz und Staub, selbst-prahlend.

Die Entwicklung vom Kokon zum Schmetterling ist ein Wunder, sowie die Entwicklung vom Ei zu einem Küken. Die Entwicklung einer schmalen Identität, das Aufgeben einer Sucht, Etwas zu teilen, Zeit mit den Bedürftigen, Kranken und Leidenden in dieser beschäftigten Welt zu verbringen sind alles Wunder. Also beginnt ein paar Wunder zu wirken und beginnt mit kleinen.

Was man als riesige Wunder Jesus‘ betrachtet, ist die Extension kleinerer Wunder, die auch ihr und ich vollbringen können.

Mittwoch, 3. März 2021

Gott als Schöpfer und wir als Mitschöpfer/innen!

Father Leonard erläuterte seinen Zugang zu Schöpfung und Schöpfungsverantwortung im Rahmen eines Impulsabends der Pfarre zur Frohen Botschaft am 26. Februar 2021.

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir arbeiten mit am Akt der Schöpfung!

Dass Gott die Welt in 6 Tagen schuf, ist ein Mythos!

Wir erkennen durch unseren Dienst und unser Engagement, dass es mehrere unvollendete Werke in diesem Schöpfungsakt gibt.  Deshalb:

  • Die Schöpfung ist kein Endprodukt. Sie befindet sich in einem Prozess.
  • Der Schöpfungsakt ist kein Ereignis der Vergangenheit, sondern reicht in die Gegenwart!
  • Der Schöpfungsakt ist nicht ein einsamer Akt Gottes allein!  Er ist ein partizipatorischer Akt!
  • Dieser Akt findet nicht nur zwischen Gott und mir statt, sondern zwischen Gott und uns!

Wir, die Vidiyalgemeinschaft, arbeiten aktiv, bereitwillig und glücklich mit Gott in diesem Schöpfungsakt zusammen!

Bei diesem wunderbaren Unterfangen erkennen wir, dass Gott uns als gleichberechtigte Partner behandelt! Er diktiert, dominiert oder zwingt nicht, sondern begleitet uns als Partner!

„Wie wird dieser Schöpfungsakt praktisch vollzogen?“ mag jemand fragen!

  • Wenn wir die Hungrigen speisen, bringen wir Freude, Erfüllung, Lächeln, Gesundheit und Wachstum!
  • Wenn wir uns um die Kranken kümmern, besonders um die HIV-Infizierten und die geistig und körperlich Behinderten, bringen wir ein Gefühl der Zufriedenheit, Freude, Akzeptanz, Heilung und Nahrung, um ihren Hunger zu stillen.
  • Wenn wir die Kinder in den ländlichen Gebieten ausbilden, bringen wir Licht, Wissen, Zukunft, eine bessere Lebenssituation und Frieden in die Gesellschaft.
  • Wenn wir den älteren Menschen in unseren Dörfern dienen, bringen wir Hoffnung, Glück, Furchtlosigkeit und einen Seufzer der Erleichterung.
  • Wenn wir mehr und mehr Bäume pflanzen, bringen wir Regen, Anbau, mehr Nahrung und Erfüllung für Gottes Volk.
  • Wenn wir uns für die Rechte der Dalits in unserer Gemeinschaft einsetzen, bringen wir Gerechtigkeit, Frieden und Gleichheit.
  • Wenn wir Häuser für die Obdachlosen bauen, bringen wir Schutz, Sicherheit und Frieden in die Familien.
  • Wenn wir uns um die verlassenen Kinder kümmern, bringen wir Liebe, Sorge und Schutz.

 Was kann mehr Schöpfung sein als diese und ähnliche Aktivitäten?

Mani (3. von links)

Kaarthiga










Mani (3. von links bei der Ankunft) zum Beispiel: Der Jugendliche hatte seine Mutter verloren, als er noch ein Kind war.  Sein Vater zwang ihn zu Kinderarbeit und die Ausbildung abzubrechen!  Er entkam aus dieser Situation und erreichte unser Zentrum vor etwa 15 Jahren.  In ähnlicher Weise holte die Regierung Kaarthiga (das Mädchen hatte seinen Vater verloren und wurde dann von seiner Mutter verlassen) aus der Kinderarbeitssituation heraus und übergab sie uns vor etwa 8 Jahren zur Betreuung.  Beide blieben bei uns.  Sie erhielten Fürsorge, Akzeptanz, Essen, Unterkunft, Ausbildung und Unterstützung.  Heute sind sie erwachsen.  Sie liebten einander, was in der hiesigen Kultur nicht allgemein akzeptiert wird.  Aber wir haben es zugelassen und schließlich fand vor einem Monat die Hochzeit statt.  Jetzt fragen sich alle um uns herum nur: "Wie ist das möglich?"  Für uns ist die Wiederherstellung des Lebens dieser beider Menschen ein Akt der Schöpfung!

Bewässerung dank Regenwassertanks
Ein anderes Beispiel! Wir hatten 8 Jahre lang keinen Regen. Wir haben all unser Vieh, unsere landwirtschaftlichen Flächen und unsere Selbstversorgung verloren. Es war eine so schwere Dürre, dass wir sogar um Trinkwasser kämpfen mussten. Durch unseren Glauben ermuntert, haben wir zwei große Zisternen gebaut, um das Regenwasser zu sammeln. Danke an Vanakkam Austria, Pfarrer Gerald Gump und alle anderen Unterstützer/innen, die uns bei der Umsetzung geholfen haben.  Jedes bisschen Wasser wird nun gespeichert und gesammelt und wir beginnen wieder mit dem Anbau. Wir können wieder ernten und während der Covid-Krise teilten wir alle Produkte des Landes mit den Armen um uns herum. Für uns ist dieser Akt des Vertrauens, des Wiederaufbaus und des Teilens ein Akt der Schöpfung. Der Ruf zum Handeln kommt von den Menschen oder aus der aktuellen Situation oder einer Krisensituation oder anderen Notwendigkeit!

 Wir sehen das als den eigentlichen Ruf Gottes. Gott und wir im Handeln! Gott und wir in der praktischen Wirklichkeit! Gott und wir in der Gegenwart!

Deshalb sage ich: Unser Gott ist ein Gott der Tat, unser Gott ist ein Gott in Aktion, unser Gott ist ein Gott des Heute!

Wir sehen den Ruf Gottes in den Hungernden, in den Kindern, in den Obdachlosen, in den Kranken und in den Bedürftigen. Ebenso sehen wir Gottes Wohlwollen und Bewegung in der Großzügigkeit der Menschen, in ihrer Unterstützung, in ihrem Teilen, in ihrem Opfer, in ihrem ehrenamtlichen Engagement und in ihren freundlichen Worten.

Schwierig wird es, wenn es wenig oder keine Zusammenarbeit und Unterstützung gibt.

Es gibt so viele, die fähig sind, mitzuarbeiten, aber abseits bleiben und zusehen, wie die anderen alles tun. Sie sind Zuschauer, nicht Teilnehmer! Wenn sie mit anpacken würden, um den Prozess anzukurbeln, wäre alles viel besser! Aber sie sitzen und schauen vom Rand aus zu.

Es gibt auch andere, die die Schöpfung oder den Prozess der Schöpfung zerstören. Sie berauben die Armen, sie häufen Reichtum durch Unterschlagung an und sie verschlingen die natürlichen Ressourcen, um nur einige Beispiele zu nennen!

Im ersten Kapitel der Genesis heißt es, dass er den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis schuf und ihn auch als Hüter der übrigen Schöpfung einsetzte!

In einem Land wie Indien sehen wir viele Missstände in der Natur, bei den Armen, den Minderheiten, den Dalits, den Frauen, den Kinder, der sozialen Wohlfahrt, beim Reichtum und noch einiges mehr!

Aber wir versuchen unser Bestes, Licht auszustrahlen, um Freude und Frieden in unser Volk zu bringen, durch tatkräftige Handlungen mit der sehr starken Hoffnung, dass dieses Land, diese Welt mit Licht, Frieden und Freude erfüllt wird.  Und das ist unser Glaube!

Vielen Dank an Pfarrer Gerald, Peter und euch alle, dass ihr diesen Austausch möglich gemacht habt! 

Father Leonard, CSC

 

Markt-Spiritualität!

Gedanken zum dritten Fastensonntag Moses führte einen Ruhetag ein. (Exodus 20/1-17) Vor vielen Jahren las ich ein Buch namens Intimate enemy...