Mittwoch, 3. März 2021

Gott als Schöpfer und wir als Mitschöpfer/innen!

Father Leonard erläuterte seinen Zugang zu Schöpfung und Schöpfungsverantwortung im Rahmen eines Impulsabends der Pfarre zur Frohen Botschaft am 26. Februar 2021.

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir arbeiten mit am Akt der Schöpfung!

Dass Gott die Welt in 6 Tagen schuf, ist ein Mythos!

Wir erkennen durch unseren Dienst und unser Engagement, dass es mehrere unvollendete Werke in diesem Schöpfungsakt gibt.  Deshalb:

  • Die Schöpfung ist kein Endprodukt. Sie befindet sich in einem Prozess.
  • Der Schöpfungsakt ist kein Ereignis der Vergangenheit, sondern reicht in die Gegenwart!
  • Der Schöpfungsakt ist nicht ein einsamer Akt Gottes allein!  Er ist ein partizipatorischer Akt!
  • Dieser Akt findet nicht nur zwischen Gott und mir statt, sondern zwischen Gott und uns!

Wir, die Vidiyalgemeinschaft, arbeiten aktiv, bereitwillig und glücklich mit Gott in diesem Schöpfungsakt zusammen!

Bei diesem wunderbaren Unterfangen erkennen wir, dass Gott uns als gleichberechtigte Partner behandelt! Er diktiert, dominiert oder zwingt nicht, sondern begleitet uns als Partner!

„Wie wird dieser Schöpfungsakt praktisch vollzogen?“ mag jemand fragen!

  • Wenn wir die Hungrigen speisen, bringen wir Freude, Erfüllung, Lächeln, Gesundheit und Wachstum!
  • Wenn wir uns um die Kranken kümmern, besonders um die HIV-Infizierten und die geistig und körperlich Behinderten, bringen wir ein Gefühl der Zufriedenheit, Freude, Akzeptanz, Heilung und Nahrung, um ihren Hunger zu stillen.
  • Wenn wir die Kinder in den ländlichen Gebieten ausbilden, bringen wir Licht, Wissen, Zukunft, eine bessere Lebenssituation und Frieden in die Gesellschaft.
  • Wenn wir den älteren Menschen in unseren Dörfern dienen, bringen wir Hoffnung, Glück, Furchtlosigkeit und einen Seufzer der Erleichterung.
  • Wenn wir mehr und mehr Bäume pflanzen, bringen wir Regen, Anbau, mehr Nahrung und Erfüllung für Gottes Volk.
  • Wenn wir uns für die Rechte der Dalits in unserer Gemeinschaft einsetzen, bringen wir Gerechtigkeit, Frieden und Gleichheit.
  • Wenn wir Häuser für die Obdachlosen bauen, bringen wir Schutz, Sicherheit und Frieden in die Familien.
  • Wenn wir uns um die verlassenen Kinder kümmern, bringen wir Liebe, Sorge und Schutz.

 Was kann mehr Schöpfung sein als diese und ähnliche Aktivitäten?

Mani (3. von links)

Kaarthiga










Mani (3. von links bei der Ankunft) zum Beispiel: Der Jugendliche hatte seine Mutter verloren, als er noch ein Kind war.  Sein Vater zwang ihn zu Kinderarbeit und die Ausbildung abzubrechen!  Er entkam aus dieser Situation und erreichte unser Zentrum vor etwa 15 Jahren.  In ähnlicher Weise holte die Regierung Kaarthiga (das Mädchen hatte seinen Vater verloren und wurde dann von seiner Mutter verlassen) aus der Kinderarbeitssituation heraus und übergab sie uns vor etwa 8 Jahren zur Betreuung.  Beide blieben bei uns.  Sie erhielten Fürsorge, Akzeptanz, Essen, Unterkunft, Ausbildung und Unterstützung.  Heute sind sie erwachsen.  Sie liebten einander, was in der hiesigen Kultur nicht allgemein akzeptiert wird.  Aber wir haben es zugelassen und schließlich fand vor einem Monat die Hochzeit statt.  Jetzt fragen sich alle um uns herum nur: "Wie ist das möglich?"  Für uns ist die Wiederherstellung des Lebens dieser beider Menschen ein Akt der Schöpfung!

Bewässerung dank Regenwassertanks
Ein anderes Beispiel! Wir hatten 8 Jahre lang keinen Regen. Wir haben all unser Vieh, unsere landwirtschaftlichen Flächen und unsere Selbstversorgung verloren. Es war eine so schwere Dürre, dass wir sogar um Trinkwasser kämpfen mussten. Durch unseren Glauben ermuntert, haben wir zwei große Zisternen gebaut, um das Regenwasser zu sammeln. Danke an Vanakkam Austria, Pfarrer Gerald Gump und alle anderen Unterstützer/innen, die uns bei der Umsetzung geholfen haben.  Jedes bisschen Wasser wird nun gespeichert und gesammelt und wir beginnen wieder mit dem Anbau. Wir können wieder ernten und während der Covid-Krise teilten wir alle Produkte des Landes mit den Armen um uns herum. Für uns ist dieser Akt des Vertrauens, des Wiederaufbaus und des Teilens ein Akt der Schöpfung. Der Ruf zum Handeln kommt von den Menschen oder aus der aktuellen Situation oder einer Krisensituation oder anderen Notwendigkeit!

 Wir sehen das als den eigentlichen Ruf Gottes. Gott und wir im Handeln! Gott und wir in der praktischen Wirklichkeit! Gott und wir in der Gegenwart!

Deshalb sage ich: Unser Gott ist ein Gott der Tat, unser Gott ist ein Gott in Aktion, unser Gott ist ein Gott des Heute!

Wir sehen den Ruf Gottes in den Hungernden, in den Kindern, in den Obdachlosen, in den Kranken und in den Bedürftigen. Ebenso sehen wir Gottes Wohlwollen und Bewegung in der Großzügigkeit der Menschen, in ihrer Unterstützung, in ihrem Teilen, in ihrem Opfer, in ihrem ehrenamtlichen Engagement und in ihren freundlichen Worten.

Schwierig wird es, wenn es wenig oder keine Zusammenarbeit und Unterstützung gibt.

Es gibt so viele, die fähig sind, mitzuarbeiten, aber abseits bleiben und zusehen, wie die anderen alles tun. Sie sind Zuschauer, nicht Teilnehmer! Wenn sie mit anpacken würden, um den Prozess anzukurbeln, wäre alles viel besser! Aber sie sitzen und schauen vom Rand aus zu.

Es gibt auch andere, die die Schöpfung oder den Prozess der Schöpfung zerstören. Sie berauben die Armen, sie häufen Reichtum durch Unterschlagung an und sie verschlingen die natürlichen Ressourcen, um nur einige Beispiele zu nennen!

Im ersten Kapitel der Genesis heißt es, dass er den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis schuf und ihn auch als Hüter der übrigen Schöpfung einsetzte!

In einem Land wie Indien sehen wir viele Missstände in der Natur, bei den Armen, den Minderheiten, den Dalits, den Frauen, den Kinder, der sozialen Wohlfahrt, beim Reichtum und noch einiges mehr!

Aber wir versuchen unser Bestes, Licht auszustrahlen, um Freude und Frieden in unser Volk zu bringen, durch tatkräftige Handlungen mit der sehr starken Hoffnung, dass dieses Land, diese Welt mit Licht, Frieden und Freude erfüllt wird.  Und das ist unser Glaube!

Vielen Dank an Pfarrer Gerald, Peter und euch alle, dass ihr diesen Austausch möglich gemacht habt! 

Father Leonard, CSC

 

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